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Geht nicht gibt es für Dr. Ermis nicht

Geht nicht gibt es für Dr. Ermis nicht

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Frankfurter Neue Presse

Von Stefanie Liedtke

Im April hat die neue Klinik für Gynäkologie an den Rotkreuz-Kliniken eröffnet. Chefärztin ist Dr. Resmiye Ermis. Die 43-Jährige hat sich auf endoskopische Eingriffe spezialisiert.

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Geht nicht gibt es für Dr. Ermis nicht

Von Stefanie Liedtke

Im April hat die neue Klinik für Gynäkologie an den Rotkreuz-Kliniken eröffnet. Chefärztin ist Dr. Resmiye Ermis. Die 43-Jährige hat sich auf endoskopische Eingriffe spezialisiert.

Zu dick gibt es für Resmiye Ermis nicht. Und zu viele Verwachsungen auch nicht. „Bei gutartigen Befunden sind der Bauchspiegelung selten Grenzen gesetzt“, sagt die 43-Jährige. „Man kann auch um die Ecke operieren – dann dauert es halt mal eine halbe Stunde länger.“

Ermis muss es wissen. Die Chefärztin der neuen Gynäkologie an den Frankfurter Rotkreuzkliniken zählt zu den Besten ihres Fachs, wenn es um minimal-invasive Eingriffe geht. Die Auszeichnung „MIC III“ kann sie sich an den Kragen ihres Arztkittels heften – dieses Gütesiegel vergibt die Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Endoskopie nur an handverlesene Mediziner. Im Rhein-Main-Gebiet haben gerade mal zwei Kollegen Ermis’ diesen Status, bundesweit ein paar Dutzend.

Ein einziges Mal, sagt Ermis, habe sie bei einer Patientin das Endoskop gegen das Skalpell getauscht, weil sie mit der Bauchspiegelung nicht weiter kam. „Ich tue mir grundsätzlich schwer damit, den Bauch aufzumachen, wenn es sich vermeiden lässt, weil ich weiß, wie schlimm die Schmerzen sind.“

Dass sie sich einmal zur Endoskopie-Spezialistin mausern würde – geplant war das nicht. „Während des Studiums habe ich nicht geahnt, dass mich das Operieren so sehr reizt, sonst wäre ich vielleicht Chirurgin oder Schönheitschirurgin geworden.“ Für die Frauenheilkunde entschied sie sich damals, „weil das ein sehr abwechslungsreiches Fach ist, das einem alle Möglichkeiten bietet“. Auch die Möglichkeit zu operieren. . .

Gelernt hat sie das Endoskopieren 2006 in Gronau nahe der holländischen Grenze, zu einer Zeit, als manch einer das Operieren per Bauchspiegelung noch als Firlefanz abtat. „Da ahnte noch keiner, dass dies in der Chirurgie mal einen so hohen Stellenwert einnehmen würde“, erinnert sie sich. „Ich hatte einfach das Glück, dass mein damaliger Chef endoskopisch schon sehr bewandert war.“

Vier ältere Brüder

Geboren wurde Ermis in der Türkei, ihre Familie stammt vom Schwarzen Meer. Mit eineinhalb kam sie nach Deutschland, wuchs im Ruhrgebiet als Schwester von vier größeren Brüdern auf. „Da habe ich gelernt, mich durchzusetzen.“ Ihr Medizinstudium führte die junge Frau nach Halle an der Saale, später nach Marburg. Über Stationen in Baden-Württemberg, Gronau und Homburg (Saarland) kam Ermis 2010 nach Frankfurt. Auf die Station Australien („Ich wollte noch mal was Spannendes erleben.“) verzichtete die junge Gynäkologin notgedrungen, weil die Australier ihren Facharzt nicht anerkennen wollten. Zuletzt leitete sie kommissarisch die Frauenklinik des Nordwestkrankenhauses.

Ermis – „Keine Kinder, kein Mann, keine Haustiere. Ich strebe einen Hund an.“ – wohnt in Sachsenhausen. In ihrer Freizeit geht sie gern wandern. Sie fährt Rad und bereist die große weite Welt. „Europa kann ich mir auch noch anschauen, wenn ich alt bin.“

Vom Erfolg überzeugt

Dass sie nun an den Rotkreuzkliniken eine komplett neue Gynäkologie aufbauen muss – zuletzt operierten dort nur Belegärzte – Ermis schreckt das nicht. Sie habe bereits an anderen Häusern Erfahrung damit gesammelt, Strukturen neu aufzubauen. „Ich bin überzeugt davon, dass die Klinik hier ein großer Erfolg werden wird.“ Und dass sie ehrgeizig sei, sage man ihr auch nach, scherzt sie.

Frisch renovierte Räume, neue, moderne Geräte, ein motiviertes Team und eine Chefin, die einen exzellenten Ruf genießt – die Voraussetzungen könnten besser nicht sein. Dass mancher Klinikchef in der Region die Neueröffnung nicht ganz so gerne sieht, Ermis nimmt es sportlich. „Ich operiere seit sechs Jahren in Frankfurt. Die Patienten, die ich jetzt hier operiere, habe ich auch schon vorher operiert. Ich nehme niemandem etwas weg.“